Beschreibung
»Es ist ein altes Spiel: das verwandelnde Spiel des Karnevals. Doch worüber lacht der Karneval? Er lacht, und das ist entscheidend, über alles. Er lacht über Moral und die Sitten. Die Flicken sind seine liebste Tracht, und vor Entblößung schreckt er nicht zurück. Er lacht über die Macht. Er verlacht, was sonst schreckt und ängstigt. Der Karneval treibt sein umkehrendes Spiel mit Oben und Unten, Gut und Böse, Schön und Hässlich, Mann und Frau.« (Rüdiger Safranski)
»Le Carnaval romain« ist das erfolgreiche Extrakt eines großen Opernflopps. Denn Hector Berlioz verarbeitete in dieser Ouverture caractéristique für großes Orchester einige Themen seiner Oper »Benvenuto Cellini«, die als »Schmerzenskind« unter seinen Werken bei der Uraufführung 1838 an der Ópera in Paris durchgefallen war.
Szenenwechsel: Jahrmarktsgetümmel in Sankt Petersburg. Ein Puppenspieler betritt die Szene. Die Marionetten erwachen zum Leben. Zwischen Petruschka, einer Ballerina und einem Mohren entspinnt sich ein Spiel um Verführung und Eifersucht, das tödlich endet. So lässt sich die Handlung von Igor Strawinskys Ballett »Petruschka« kurz zusammenfassen. In diesem Werk mischt sich das ganz reale Leben auf dem Jahrmarkt mit dem Spiel der Marionetten, wobei aus dem anfänglichen Puppentheater schließlich eine wirkliche Tragödie wird. Wie im Karneval verwischen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion; aus den Puppen scheinen richtige Menschen zu werden. Was ist Schein, was ist Sein? Ist das alles nur ein Spiel?
Zwischen beiden Werken des Spiels mit dem Schein: ein Skandal! Wien erlebte eine turbulente Uraufführung. Das Publikum tobte, und zwar nicht vor Begeisterung. Peter Tschaikowskys Violinkonzert spaltete die Gemüter, und der berühmte Wiener Kritiker Eduard Hanslik schrieb über diese Uraufführung: »Tschaikowskys Violin-Concert bringt uns zum erstenmal auf die schauerliche Idee, ob es nicht auch Musikstücke geben könnte, die man stinken hört.« Aber Kritiker können nicht nur gnadenlos sein, sie können auch gewaltig irren. Das Urteil über Tschaikowskys Violinkonzert fällte die Nachwelt, schnell gehörte es zum unverzichtbaren Bestand des romantischen Konzertrepertoires. Ein Meisterwerk.